Darmbakterien und ihr Einfluss auf das Verhalten

Darmbakterien und ihr Einfluss auf das Verhalten

Autismus mit Darmbakterien therapieren?

In der letzten Ausgabe des SPIEGEL (18/2017) berichtete ein Artikel über verblüffende, neue Erkenntnisse über die Wirkung von Darmbakterien auf Autismus.

Ärzte und Forscher aus den USA konnten durch Studien und Experimente feststellen, dass Autismus bei Kindern häufig einhergeht mit einer gestörten Darmflora. Viele dieser Kinder leiden unter Verdauungsproblemen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung.

Untersuchungen der Stuhlproben autistischer Kinder zeigten deutliche Unterschiede in der bakteriellen Zusammensetzung im Vergleich zu gesunden Mädchen und Jungen – wesentlich mehr schädliche Clostridien- und Suterella-Bakterien, auffallend weniger nützliche Prevotella- und Bacteroides. Der kanadische Arzt Derrick MacFabe, glaubt daher, dass Ernährungsweise, Darmbakterien und autistisches Verhalten miteinander verbunden sind und die Mikroben nicht nur Auswirkungen auf die Verdauung, sondern auch das Gehirn und damit das Gemüt haben können. Diese Auffassung, dass Darm und Hirn miteinander verbunden sind und unser Gefühlsleben durch Darmbakterien, die die Neurotransmitter Dopamin, Serotonin und Noradrenalin produzieren, beeinflusst wird, teilen inzwischen viele Forscher.

Mac Fabes Vermutung konnte durch Experimente an Ratten weiter unterstützt werden. Er nahm an, dass kurzkettige Fettsäuren von schädlichen Darmbesiedlern im Übermaß produziert werden, so dass diese über das Blut ins zentrale Nervensystem gelangen und so das Gehirn manipulieren. Da die Ratten nach Injektion mit eben dieser Fettsäure mit Autismus-ähnlichen Verhaltensweisen wie Hyperaktivität, Objektfixiertheit und Tics reagierten, liegt seine Vermutung nahe, dass schädliche Darmbakterien die psychische Erkrankung fördern können. Und im Umkehrschluss, dass eine Normalisierung der Darmflora gegen Autismus helfen kann. Weitere amerikanische Studien, u.A. von der Forscherin Rosa Krajmalnik-Brown von der Arizona State University in Tempe, bestätigen diese These.

Der Einsatz von Probiotika zur Aufrechterhaltung und Stärkung einer gesunden Darmflora sowie eine gesunde, ausgewogene Ernährung, sind also nicht für den Darm und unser Immunsystem von großem Nutzen, sondern in großem Maße auch für unsere Psyche und Gefühle.